Interview Housefloor.de

Interview Housefloor.de

Tagträumer² steht für Vielfalt, besonders was das produzieren betrifft. so findet sich auf eurer jüngsten EP „Capisce” Minimalsound direkt neben frechem Electro. Auf den nächsten Scheiben werden auch Downbeat-, Breakbeat- und Tribal-Stücke dabei sein. Warum ist euch stilistische Unabhängigkeit so wichtig?

Ich finde es schrecklich, wenn man einen Künstler an seinem Sound erkennen kann. Elemente die sich bei anderen Stücken wiederholen, wirken vielleicht im ersten Moment interessant aber auf Dauer läuft sich das Ganze tot.
Die Leute, die zu einem Gig solcher Künstler gehen, haben auch immer bestimmte Erwartungen und wollen meistens diese auch erfüllt bekommen.
Das ist bei unseren Auftritten und Stücken ganz anders. Eher betrachten wir es als eine Reise, die immer wieder für Überraschungen sorgt.
Auch die Leute, die zu unseren Auftritten kommen, können sich immer über etwas Neues freuen.

Wir wollen also nicht die Erwartungen erfüllen, sondern jeden Moment ob bei den Gigs oder in unserer Musik besonders gestalten.

Der Erfolg von „Capisce” hat euch auch letzten November nach Kalifornien geführt.
Wie sieht es da mit der Club-Szene aus und welche Eindrücke habt ihr mit nach Hause genommen?

In den USA wird elektronische Musik immer noch nicht so hoch angesehen wie hier in Europa. Es gibt auch keine Dance Tracks, die gleich in die Charts schießen.
Alles ist sehr undergroundig und familiär.

Wir spielten in einem kleinen Club in San Francisco und die Stimmung war einfach atemberaubend.
So mixten alle Djs unterschiedliche Stilrichtungen. Von Disco-House über Minimal bis Trance war alles dabei. Die Leute liebten diese Vielfalt und mit unserem Breakbeat-Set bekamen wir Beifall und Jubelrufe.
Es ist schon faszinierend, während sich man in Deutschland über einen Minimal und einen Housefloor streitet und eine Platte 3-mal am Abend gespielt wird, steht in Kalifornien die bunte Mischung und die Party im Mittelpunkt.

Wie weit sind die Planungen für euer Live-Set?

Im Moment packen wir all unsere Songs und Loops zusammen und planen die Umsetzung unseres Live-Konzeptes.
Es soll nicht bei den Live-Shows heißen „Lap Top aufgeklappt und Play-Taste gedrückt”.

Da bekommen die Feierwütigen keine Aktion mit und das Ganze würde nicht sehr überzeugend rüberkommen.
Instrumente wie Drum Pads oder eine E-Gitarre sollen dabei sein. Außerdem wollen wir unsere Musik von VJ..s auf riesigen Leinwänden in Szene setzen.
Wenn also alles gut geht, kann man schon Ende August mit einer Tagträumer² – Show rechnen.

Das als Bookingagentur gegründete BlackFoxMusic hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum Label gewandelt und sich mit eurer „Capisce” Veröffentlichung, die in den Stores wie eine bombe einschlug, jetzt auch etabliert. wie kam es zu dieser Entwicklung?

Bei BlackFoxMusic stand die Förderung talentierter Künstler schon immer im Mittelpunkt. So war die Entwicklung zu einem Label als Plattform für deren Musik auch zwingend notwendig.
Ich persönlich finde es auch gut, dass sich die A & Rs immer noch die Zeit nehmen, jeden eingeschickten Track anzuhören und zu bewerten.

Manchmal leiten Sie auch die Stücke an andere Labels weiter, die vom Stil her nicht passen würden.
BlackFoxMusic wird sich bestimmt in Zukunft gut entwickeln und mit Releasen von Trick&Kubic und Elbee Bad für Aufregung sorgen.

Für wie wichtig haltet ihr die vielen neuen Möglichkeiten, übers Internet auf sich als Künstler aufmerksam zu machen?

Ja da fällt mir doch eine Community als erstes ein. My Space bietet wohl für jeden noch so kleinen Musiker die Chance auf sich aufmerksam zu machen.
Wir halten auch nicht mehr regelmäßig per e-mail, sondern über My Space Kontakt mit Künstlern.
Allerdings kann man sich regelmäßig über dummes rumgepose in seinem Gästebuch ärgern. Eine neue Veröffentlichung / ein Werbebanner zur Promotion ist einfach nur lächerlich und wird bestimmt nicht seinen Zweck erfüllen.
Vielleicht wird’s auch in Zukunft die eigene Internetseite wieder als gute Visitenkarte in den Mittelpunkt rücken.
Denn mit eigenem Design und einem einzigartigen Auftritt, kann man bestimmt einige begeistern.

Wie arbeitet ihr im Studio zusammen? Wer macht was? Gibt es weitere Koproduzenten?

Alle Songs werden von uns ganz billig zu haus mit dem Reason Programm zusammengeschraubt. Das geht mit der Ideenumsetzung sehr schnell, da die Software einfach zu bedienen ist.
Für die endgültige Produktion gehen wir aber ins Studio zu unserem Koproduzenten Ronald Christoph.
Er besitzt viele alte Syntheziser, die einen viel klareren und wärmeren Sound aufweisen als irgendwelche Pre-Sets oder Plug-Ins.
Ronald hilft uns dann bei dem einspielen der vorgefertigten Tracks oder beim letztendlichen abmischen.

Wie ist euer Act-Name entstanden? Seid ihr zwei Tagträumer oder wie ist der Name zu verstehen?

Da liegst du schon ganz richtig. Wir haben uns ja damals in der Schule kennen gelernt und dann auch noch den Zivildienst zusammen gemeistert.
Schon in dieser Zeit wurde uns der Name hinterher geworfen.
In unseren Köpfen spuken halt jeden Tag immer neue Melodien und Gedanken herum.
Da kann Musik als Ausdrucksform und vielleicht auch mal als Ventil durchaus hilfreich sein und so entstand dann auch das Projekt Tagträumer²