Interview Partysan Berlin /// L Kubic & Tagträumer²

Interview Partysan Berlin /// L Kubic & Tagträumer²

Zwei Weltenbummler aus Berlin, die ihre Liebe zur Musik auf hauseigenen Labels wie BlackFoxMusic und Neopren Records verdeutlichen, sind die Berliner L Kubic & Tagträumer². Diverse Studioproduktionen werden oft als Gemeinschaftsprojekt veröffentlicht und sicher gibt es hier eine musikalische Verbundenheit zu erleben.

Tagträumer²

Robert alias Tagträumer² ist seit gut acht Jahren als DJ unterwegs. Dies meistert er ausschließlich mit Vinyl. Im Jahre 2007 gründete er das Label BlackFoxMusic. Desweiteren kümmert er sich um die Labelarbeit auf Schallbox Rec. und das Basler Label Neopren – jüngst sogar für sein neues Label Rauschzeit.

L Kubic

L Kubic sollte vielen bekannt sein, denn bereits in den 90er war er tatkräftig mit dem Projekt Trick & Kubic in aller Munde. Als Keyboarder und Songwriter schrieb er aber auch schon vorher eigene Songs, die gerade in den letzten Jahren mehr und mehr Erfolg haben. Lars ist ein Perfektionist im Studio, Robert hingegen ein Profi als Label-Manager. Wie sich beide nun ergänzen, erfahrt ihr hier:

Beide: Diverse Veröffentlichung tragen Euren gemeinsamen Namen „L Kubic & Tagträumer²“. Ist es da nicht an der Zeit einen gemeinschaftlichen Künstlernamen zu schaffen?
Das stimmt schon, wir setzen uns des Öfteren zusammen und machen Musik. Das macht einen Heiden-Spass – und darum geht es auch. Ein gemeinsamer Künstlername bringt gleich so eine Bindung aneinander mit sich, steht für eine gewisse Ernsthaftigkeit. Wir sehen das jedoch alles sehr locker und unkompliziert, und sind deshalb ganz glücklich mit dem jetzigen Namen.

Lars: Hin und wieder kommt es zur Verwirrung mit Deinem Künstler-Namen. Einige Schreiben ein Punkt nach dem „L“, andere lassen diesen schlicht weg. L Kubic oder L. Kubic?
L Kubic ohne Punkt ist richtig.

Lars: Du bist seit den 90er Jahren bereits im Geschäft. Ist es heute noch möglich von seinem Künstler-Dasein zu leben?
Ich habe ja seit den 90ern die unterschiedlichsten Sachen gemacht: Rock-Band, Songwriting, Tonstudio, DJ und Producer im Elektro-Bereich … wann immer etwas beginnt mich zu langweilen, muss ich was Neues ausprobieren. Das macht es nicht unbedingt leicht, konstant von der Kunst zu leben. Dafür bleibt es aber immer spannend.

Robert: Du bist bekannt dafür, ausschließlich mit Vinyl die Welt zu bereisen, wobei auf euren Label-Plattformen auch Digitale Releases angeboten werden. Kommt man da als DJ nicht schnell in Versuchung, die Leichtigkeit des digitalen oder CDs auszukosten?
Klar habe ich schon andere Medien wie CDs oder Traktor ausprobiert, war jedoch sehr schnell gelangweilt vom Laptop. Vinyl bietet mir die Möglichkeit sehr nah an der Musik dran zu sein und vor allem begeistert es Leute in fernen Ländern, wenn man mit Vinyl spielt.
Das ganze hat somit auch einen gewissen Showcharakter und man wird oft mit Fragen an der DJ Kanzel durchlöchert. Klar wäre es einfacher besonders in fernen Ländern auf das schwere Gepäck zu verzichten und solche Momente, wie vor drei Wochen, als mein Plattenkoffer nicht in Osaka ankam, bedeuten den Supergau. Dennoch den Spass, den mir Vinyl schon über die vielen Jahre bereitet hat und auch die Tatsache, dass ich bei dem Handwerk immer noch dazulernen kann macht Vinyl für mich einzigartig.

partysan_berlin_12_2012

Lars: Welche Faszination überwiegt derzeit mehr – DJ oder Live-Auftritte?
Beide stehen bei mir fast immer im Schatten einer dritten Faszination: der Studioarbeit.

Lars: Was bedeutet „Live“ für Dich – Gerätepark auffahren oder Laptop aufschlagen?
Ich bin, was elektronische Musik angeht, eher der Laptop-Typ. Aber Live bedeutet für mich zunehmend auch Keyboards, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang. Ich arbeite zurzeit in zwei Bandprojekten mit. Und mein nächstes Solo-Projekt wird zwar elektronisch produziert sein, soll aber mit Livemusikern auf der Bühne stattfinden.

Robert: Diverse Labels zu Manager bedarf großer Disziplin und viel Fleiß. Ist es in den heutigen Zeiten noch lohnenswert ein Label zu gründen?
Finanziell ist die heutige Situation ein Desaster. Als wir 2007 mit der Idee kamen ein weiteres Vinyllabel zu gründen, schlugen viele alte Label-Besitzer die Hände über dem Kopf zusammen. Bis heute sind die Verkaufszahlen in der elektronischen Musikszene noch etwas gesunken. Wiederum gibt es immer mehr Festivals und Clubs die den Künstlern zu mehr Auftritten verhelfen können. Das Geld wird heutzutage also nicht mehr mit Plattenverkäufen sondern mit Touren verdient. Die Veröffentlichungen dienen somit mehr als Support und Promotion zu den Auftritten.

Robert: Welche Hürden gibt es bei jungen Labels Anfangs zu meistern?
Als allererstes steht immer die Idee etwas Besonderes zu erschaffen. Man muss heute schon ein besonders gutes Konzept haben um überhaupt aufzufallen, aber vielmehr ist ein gutes Team wichtig. Grafiker; Musiker; PR-Leute; Booker und so weiter – alle müssen gut zusammen arbeiten können und den gemeinsamen Erfolg im Kopf haben. Nichts ist schlimmer als, wenn man sich auf seine Mitarbeiter nicht verlassen kann oder, wenn Leute viel erzählen und nicht Taten sprechen lassen. Eine gute Promotion ist ebenfalls wichtig, denn gute Musik muss erstmal die Hörer erreichen. So ist es ganz wichtig mal über den Facebook-Tellerrand zu schauen und zu begreifen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt.

Beide: Wie gestaltet sich der gemeinsame Studio-Alltag? Wer ist der kreative Part und Ideen-Geber und Wer setzt diese am Ende um?
Die Ideen, bis hin zur ersten Demoversion des Stückes, entwickeln wir immer gemeinsam. Wir haben beide einen Fundus – bei Robert ist es eine Festplatte voll mit unfertigen Reason-Tracks, bei mir eine penibel geordnete Sammlung aller möglichen Sounds und Loops, von alten Sampling-CDs aus den 90ern bis hin zu Fragmenten, die bei meinen früheren Produktionen nicht zur Anwendung kamen.Die Feinheiten erledige dann hauptsächlich ich, während Robert mit strengen, wachsamen Ohren das große Ganze im Fokus behält.

Beide: Was vermisst ihr in der heutigen Club-Landschaft in Berlin?
Hm eigentlich nicht viel. Es gibt nach wie vor tolle Partys in großen wie auch in kleinen Läden und immer wieder kreative Veranstalter die neue Locations eröffnen. Vielleicht bemerken wir aber selber, dass wir nicht mehr jedes Wochenende feiern gehen, sondern verbringen viel mehr Zeit im Studio um neue Ideen zu verwirklichen. Auch die Freunde werden ja etwas älter und machen nicht alle 7 Tage die Tanzflächen unsicher. Ferner freuen wir uns ein paar Gesichter bei unseren Auftritten wiederzusehen.

partysan_berlin_12_2012_2

Beide: Wie geht es 2013 weiter?
Als erstes freuen wir uns auf unser Release „The Only Thing In This World“ auf dem Label Neopren Records. Diese Platte erscheint Ende Januar 2013 und wird auch einen tollen Remix von Alle Farben dabei haben. Außerdem schlummern noch einige unfertige Tracks auf unserer Festplatte, an denen wir noch rumfeilen möchten. Aber einen genauen Termin wann diese Stücke rauskommen gibt es noch nicht.

Euch Beiden vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in 2013.

Interview by SM

» Read More